Partizipation

Weshalb braucht es Partizipation in der Schule?

Im Jahre 1989 verabschiedete die UNO die UN-Kinderrechtskonvention, die von der Schweiz 1997 ratifiziert wurde. Dadurch ist die Schule mit den Eltern dafür verantwortlich, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte entsprechend ihrem Alter und ihrer Reife ausüben können, u.a. durch das Recht auf Berücksichtigung der Meinung des Kindes (Art. 12). Partizipation ist aber nicht nur eine Verpflichtung, sondern sowohl Handlungsprinzip der Gesundheitsförderung als auch Grundlage der Bildung für Nachhaltigen Entwicklung. Die Beteiligung von Schülerinnen und Schülern am Schulleben wirkt sich auf vielfältige Art und Weise positiv aus: Partizipation stärkt das Wohlbefinden der Lernenden, führt zu stärkerer sozialer Eingebundenheit und einer höheren Lernmotivation. Partizipation ist eine wichtige Voraussetzung für effektive Lernprozesse der Schüler/-innen und eine Bildung, bei der die Gestaltungskompetenz von Kindern und Jugendlichen ins Zentrum gestellt wird. Da Partizipation im Idealfall in allen Fächern und Bereichen des Schullebens stattfindet und somit alle schulischen Mitarbeitenden und Kinder einen Beitrag dazu leisten können, ist ihre Umsetzung ein gesamtschulisches Entwicklungsthema.

Um Partizipation in der schulischen Realität umzusetzen brauchte es u.a. eine Vertrauenshaltung, eine offene Gesprächskultur, Transparenz und Geduld. Im Folgenden können Sie sich von Beispielen, Angeboten und Grundlageninformation zum Thema Partizipation von Schüler/-innen inspirieren. Grundlagen, Angebote, Instrumente und Praxismodelle zu Partizipation von Lehrpersonen finden Sie auf der Info-Drehscheibe der Allianz BGF in Schulen .

Verbindung zum Lehrplan 21

Die Partizipation ist im Bildungsziel «Schule als Gestaltungs-, Lern- und Lebensraum» folgendermassen verankert: «Das soziale Zusammenleben, die Gemeinschaft und der Unterricht werden von allen Beteiligten mitgestaltet. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich in der Schule ihrem Alter entsprechend einzubringen und auf Klassen- und Schulebene mitzuwirken. Die Schule als Ort des sozialen, partizipativen Lernens fördert die Beziehungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler, die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und das Übernehmen von Verantwortung für die Gemeinschaft.» 

Zudem wird bezüglich einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung auch in der Didaktik eine Orientierung an der Partizipation: «Um den Unterricht bezogen auf die Leitidee einer Nachhaltigen Entwicklung zu planen und durchzuführen, empfiehlt sich die Orientierung an den folgenden didaktischen Prinzipien: Zukunftsorientierung, vernetzendes Lernen und Partizipation.»

Praxisbeispiele

Sekundarschule Rambert (Montreux)
Der Schulhof wird zu einer geschäftigen Stadt, geleitet von Schüler/-innen.

Schule Wauwil
Webseite zum Partizipationsprojekt Schul(T)räume und Pausen(T)räume.

Primarschule Coppet – Terre sainte
In dieser Schule geniessen die Kinder eine grosse Handlungsfreiheit, um ihre Bedürfnisse auszudrücken und umzusetzen.

Scuola media di Camignolo
Die Sekundarschule Camignolo pflegt eine Institutionskultur, die auf Aus-tausch, Zusammenarbeit und Wohlbefinden basiert.

Schule Gettnau
Als kleine Schule arbeitet Gettnau mit den drei Bereichen der Partizipation: Klassenrat (KR), Delegiertenversammlung (DV), Vollversammlung (VV).

École de Commerce et de Culture Générale de Monthey
In der «école de Commerce et Culture Générale de Monthey» wird die Philosophie gelebt, dass man sich nicht um sein eigenes Wohlbefinden kümmern kann, ohne auch die Mitmenschen und die Umwelt mit einzubeziehen.

Schule Mellingen-Wohlenschwil
Partizipation und eine offene und transparente Kommunikation sind zwei Prinzipien, welche die Schule aktiv lebt.

Freie Schule Winterthur
Die Freie Schule Winterthur engagiert sich in vielerlei partizipativen Projekten für Nachhaltige Entwicklung und Gesundheit.
 

Angebote für Schulen

Naturnahe Spiel- und Pausenplätze bieten ein grosses Potential für die Förderung einer gesunden Entwicklung der Kinder. Kinder brauchen anregende Orte, um gemeinsam zu spielen, zu lernen, sich auszutauschen, sich auszutoben und zu erholen. Deshalb unterstützt die Roger Federer Foundation zusammen mit Kooperationspartnern die Verbreitung von naturnahen Spiel- und Pausenplätzen an Schweizer Schulen, mit Partizipation der Schüler:innen und Lehrpersonen. (RADIX) 

Die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi ist mit ihrem Kinder- und Jugendradio «powerup-radio» seit 17 Jahren live auf Sendung und macht Halt an Schweizer Schulen.

Der Verein ideenbüro.ch unterstützt die Verbreitung und Weiterentwicklung des Projekts «Ideenbüro», eine Anlaufstelle für Probleme aller Art in einer Schule, wo grössere Kinder die kleineren beraten. Aufgrund ihrer eigenen Erfahrung sind sie Experten für die Probleme Gleichaltriger oder Jüngerer und finden oft bessere Lösungen als Erwachsene.

Das Kinderbüro Basel unterstützt und beratet Schulen bei der Umsetzung und Verankerung der Beteiligungsrechte der Kinder im Schulalltag. Gemeinsam mit Schulen entwickeln sie Weiterbildungen, die auf deren Bedürfnisse und konkreten Fragestellungen zum Thema konzipiert sind.

Campus Demokratie der Stiftung Dialog bietet für Angebote für Schüler/-innen und für Lehrpersonen im Bereich der politischen Bildung und der Partizipation.

An der « Langen Nacht der Partizipation » erhalten Teilnehmenden neue Impulse, wie und wo sie Kinder und Jugendliche an Prozessen beteiligen können. Sei dies im Gemeinwesen, im Verein, in der Schule, in der offenen Jugendarbeit und allen anderen Gegebenheiten.

Service-Learning ist eine Lehr- und Lernmethode, die ein zivilgesellschaftliches Engagement für das Gemeinwohl mit dem schulischen und akademischen Lernen verbindet. x-hoch-herz: Service-Learning für die Volksschulstufe bietet Beratung und Begleitung, ein Angebot an didaktischer Materialien, eine Datenbank mit möglichen Kooperationspartner/-innen und Weiterbildungen.

In der Ausgestaltung von Just Community wird Soziales Verstehen, Verantwortungsbereitschaft und eine demokratische Einstellung in der Schulgemeinschaft geübt, gelebt und damit gelernt. Die Schüler/-innen reden und entscheiden in allen Bereichen des Schullebens mit und übernehmen somit auch echte Verantwortung.

Wir wählen! ist eine Anleitung für eine soziokratische Klassensprecher*innen-Wahl für Lehrpersonen.

Weitere Ressourcen

Qualitätskriterien für gesundheitsfördernde und nachhaltige Schulen
Dieses Intrument vom Schulnetz21 unterstützt Schulen bei der internen Evaluation, Planung und Ausgestaltung gesundheitsfördernder Massnahmen und der Umsetzung von BNE. Es beinhaltet auch ein Modul zur Partizipation . Siehe auch die Module Energie & Klimaschutz , Demokratie & Menschenrechte und Psychosoziale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern .

Das Forschungsprojekt PasSe (Partizipation stärken – Schule entwickeln) des Zentrums für Schulentwicklung (PHZH) untersucht die unterstützenden Faktoren, Stolpersteine und innovative Beispiele in der Umsetzung von Schüler/-innen Partizipation.

Das Magazin der Stiftung Mercator Schweiz, Ausgabe Dez. 2017, widmet sich dem Thema Mitreden, Mitbestimmen, Mitgestalten – Partizipation von Kindern und Jugendlichen

Der Leitfaden zur Kinderund Jugendpartizipation im Schulhausbau ist eine Publikation des Projekts »KinderKraftWerk« der Stiftung Jugendsozialwerk Blaues Kreuz BL, welches Kindern und Jugendlichen im Kanton Baselland und angrenzenden Regionen, eine Plattform für Partizipation anbietet.

«SpielPolitik!» bietet Oberstufenklassen die Möglichkeit, während zwei Projekttagen in Bern die nationale Politik und den Gesetzgebungsprozess im Parlament kennenzulernen. Am Beispiel einer eigenen «Volksinitiative» lernen die Schülerinnen und Schüler den Prozess der Beratung und Beschlussfassung im nationalen Parlament handlungsnah kennen.

Im Magazin der Pädagogischen Hochschule Zürich «Akzente», Ausgabe 4/17 war die politische Bildung das Schwerpunktthema.

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts «Partizipation im Unterricht der Primarstufe» (PaU) der FHNW sollen in die Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsmodulen einfliessen sowie einen Beitrag zum vertieften Verständnis dieser Prozesse und nicht zuletzt zur Demokratieförderung in der Gesellschaft liefern.

weitere informationen

Impulstagung

Dokumente der Impulstagung Partizipation 01.12.18

Grundlagendokumente

Partizipation in der Gesundheitsförderung Arbeitspapier von Gesundheitsförderung Schweiz, Juni 2021

Der Leitfaden Partizipation des Verbands offene Kinder- und Jugendarbeit Kanton Bern (voja) verschafft einen Überblick über das Thema Partizipation in der offenen Kinder- und Jugendarbeit, leistet einen Beitrag zu den Grundlagen der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und kann in Prozessen mit politischen Gremien und anderen Organisationen als Grundlage herangezogen werden.

Die Methodensammlung Partizipation des Verbands offene Kinder- und Jugendarbeit Kanton Bern (voja) unterstützt Fachkräfte in der Wahl ihrer Vorgehensweise und fördert die echte Partizipation in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Wie kann Partizipation zur schulischen Gesundheitsförderung beitragen ? Wirkweisen und Umsetzungsoptionen, Ch. Dietscher, 2005.

Führt Partizipation zu mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern und Kulturen? F. Wettstein, 2005.

Themendossier (éducation21

Demokratie
Zusammenleben in der Schule
Gender & Gleichstellung
Respekt statt Rassismus
Kinder – Menschenrechte

Berufsbildung

Dossier zu Partizipation als BNE-Prinzip der Berufsbildung (éducation21)