Chancengerechtigkeit

In der Schweiz ist Chancengerechtigkeit in der Bundesverfassung verankert (Art. 41 Abs. 1f; Art. 8 Abs. 2).  Der Bildungsbericht Schweiz sowie die EDK-Bericht «Equity – Diskriminierung und Chancengerechtigkeit im Bildungswesen: Migrationshintergrund und soziale Herkunft im Fokus» (Hrsg. Hoti, Bern, 2015) und die UNO-Behindertenrechtskonvention 2014 legen die Basis für die Förderung der Chancengerechtigkeit in der Bildung. Dies bedeutet, dass alle beteiligten Personen (insbesondere Schüler/-innen) gerechte Möglichkeiten haben, sich zu entwickeln und sich einzubringen (s. Vision Schulnetz21). Um dies zu erreichen müssen politische, soziale, räumliche, personelle und pädagogische Faktoren nach der Förderung der Bildungschancen aller ausgerichtet werden.

Die Stärkung der Lebenskompetenzen ist für die Chancengerechtigkeit essentiell. Die Unterrichts- und Beziehungsgestaltung beeinflussen die Chancengerechtigkeit: Individuelle Förderung, Entscheidungsspielräume, Partizipation und kooperative Lernformen wirken sich positiv auf die Motivation und das Wohlbefinden aller Lernenden aus. Inklusion schafft Bedingungen, um alle Schüler/-innen mit ihren vielfältigen Kompetenzen aktiv an Gemeinschaft und Bildung zu beteiligen und trägt somit zur Chancengerechtigkeit bei.

Ein positives Schulklima schwächt den Einfluss des sozioökonomisch schwierigen Hintergrunds der Schüler/-innen auf die Lernleistungen ab (Astor, Benbenishty & Estrada, 2009). Zusätzlich kommt Früherkennung und Frühintervention in Schulen insbesondere jenen 10 – 20% der Kinder und Jugendlichen zugute, die eine schlechte Zukunftsperspektive haben, wenn sie sich selbst überlassen werden (s. Grundlagen). Schliesslich fördert auch ein Fokus auf die Lehrpersonengesundheit die Chancengerechtigkeit unter Schüler/-innen (s. Grundlagen).

Die Chancengerechtigkeit in der Schule hat eine langfristige Wirkung, da das Bildungsniveau mit der Anzahl gesunden Lebensjahre zusammenhängt.

Verbindung zum Lehrplan 21

Chancengerechtigkeit ist im Lehrplan 21 unter der Orientierung der Volksschule folgendermassen verankert: «Ausgehend von den Grundrechten, wie sie in der Bundesverfassung und den kantonalen Volksschulgesetzen formuliert sind, orientiert sich die Schule an folgenden Werten: Sie fördert die Chancengleichheit. Sie fördert die Gleichstellung der Geschlechter. Sie wendet sich gegen alle Formen der Diskriminierung. Sie weckt und fördert das Verständnis für soziale Gerechtigkeit, Demokratie und die Erhaltung der natürlichen Umwelt.»

Zudem kommt Chancengerechtigkeit im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung zur Sprache. «Gerechtigkeit, politische Teilhabe und die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen sind wesentliche Bedingungen einer Nachhaltigen Entwicklung.»

Praxisbeispiele

REFUGEES WELCOME. Projektwoche «Begegnung mit Flüchtlingen»
In einer Projektwoche lernen sich Schüler/-innen und Flüchtlinge gegenseitig kennen (Aarau)

Schule Opfikon: Quims-Schule
Qualität in multikulturellen Schulen QUIMS: Förderung der Sprache, des Schulerfolgs und der Integration

Oberstufe Sonnenhof Will: STARK & clean
Systematische Früherkennung eingebettet in eine umfassende Gesundheitsförderung

Sekundarschule Haute-Sorne
Schüler/-innen übernehmen Verantwortung für das erfolgreiche Miteinander an der Sekundarschule der Haute-Sorne in Bassecourt JU.

Schule Elsau-Schlatt: Lehrpersonengesundheit (S. 28-30)
Belastungen und Ressourcen erfassen und gemeinsam im Schulteam geeignete Massnahmen zur Verbesserung der Gesundheitssituation zu erarbeiten

Angebote für Schulen

SchoolMatters - Schulkultur, die glücklich macht
Das Handbuch für die Schulentwicklung mit psychischer Gesundheit unterstützt Schulen in ihrer Entwicklung zu gesundheitsfördernden und nachhaltigen Ökosystemen. Das Kapitel 7 Diversität und Eingebundenheit fokussiert auf Chancengerechtigkeit.

MindMatters
Ein Programm zur Förderung der Lebenskompetenzen und zum Aufbau einer unterstützenden und fürsorglichen Schulstruktur, Förderung der Zugehörigkeit und Verbundenheit mit der Schule sowie Respekt und Toleranz «Verschiedenheit als Bereicherung»

Nationaler Zukunftstag
Grundprogramm und verschiedene Spezialprojekte zur Förderung einer nicht-genderspezifischen Perspektive der eigenen beruflichen Zukunft.

Herzsprung – Freundschaft, Liebe und Sexualität ohne Gewalt
Programm zur Stärkung der Beziehungskompetenzen von Jugendlichen u.a. durch Förderung von Haltungen, die Gleichberechtigung befürworten

Iamaneh
Mit Schulbesuchen Zusammenhänge rund um die Thematik Gender-Gewalt und Geschlechtergerechtigkeit aufzeigen

Bild und Vorbild heute
Thematische Workshops, die den Blick auf Gender und kulturelle Stereotype schärfen, Werbestrategien und Konsum hinterfragen.

Schule handelt – Stressprävention am Arbeitsort
Stärkung der Gesundheit von Lehrpersonen

Weitere Angebote zu Sozialer Gerechtigkeit

Weitere Angebote zu Gender und Gleichstellung

Weitere Angebote zu Kultureller Vielfalt

Weitere Angebote zu Migration

Lernmedien

Sind Mädchen und Jungen gleich?
Lernmaterialien, Sachinformationen und Anregungen zu Gleichstellung

Rituale an Schulen
Praxisbeispiele von Ritualen an Schulen zur Inspiration (Zyklus 1-3).

Das respektvolle Klassenzimmer
Methodische Grundlage für die Stärkung der Kompetenzen für Problem- und Konfliktlösungen sowie einfühlsames Zuhören (Zyklus 1-2).

Ich so du so
Comics, Bilder, Fotos, Texte und Steckbriefe verschiedenster Kinder regen dazu an, über Verschiedenheit nachzudenken und Vielfalt als Chance zu sehen (Zyklus 2-3).

Unterwegs
Unterstützung für junge Menschen mit Flucht-/Migrationshintergrund ihre neue Umgebung und sich selbst besser kennenzulernen (Zyklus 3, Berufsbildung).

Weitere Lernmedien zu Sozialer Gerechtigkeit

Weitere Lernmedien zu Gender und Gleichstellung

Weitere Lernmedien zu Kultureller Vielfalt

Weitere Lernmedien zu Rassismusprävention

Weitere Lernmedien zu Schulkultur

Weitere Ressourcen

Qualitätskriterien für gesundheitsfördernde und nachhaltige Schulen
Dieses Intrument vom Schulnetz21 unterstützt Schulen bei der internen Evaluation, Planung und Ausgestaltung gesundheitsfördernder Massnahmen und der Umsetzung von BNE. Es beinhaltet auch ein Modul zur Chancengerechtigkeit. Siehe auch die Module Diversität und Gender & Gleichstellung.

Dokumentation der Tagung «Geflüchtete – Bildung, Integration, Emanzipation» (Gewerkschaft SSP-VPOD) vom 7. September 2019 in Bern. Siehe auch das Positionspapier mit 14 Forderungen vom 18. Januar 2020.

Handreichung Qualität in multikulturellen Schulen (QUIMS)

Das Netzwerk Begabtenförderung: Literatur, Beispiele guter Praxis, Unterrichtsmaterialien und Weiterbildungsangebote Materialien

Fritz und Fränzi, Das Schweizer Elternmagazin: «Wie Inklusion gelingt». Fritz, B. (2016)

Schulblatt AG/SO - 15/2016, S.50: «Rassismusprävention und Umgang mit Vielfalt in der Schule», Bagat, M. (2016)

Zebis, das Portal für Lehrpersonen

Grundlagenpapier des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. LCH, «Chancen für Alle: Chancengerechtigkeit und Chancengleichheit», Lenk, 2017.

Haenni Hoti, Andrea (Hrsg.), «Equity – Diskriminierung und Chancengerechtigkeit im Bildungswesen», Bern 2017.

15. Forum der Migrantinnen und Migranten der Stadt Bern, «Die Chancengerechtigkeit in der Schule», Direktion Bildung, Soziales und Sport, Kompetenzzentrum Integration (Hrsg), Bern, 2017.

Informationen zu Schulklima

Informationen zu Früherkennung und Frühintervention in Schulen

Information zu Lehrpersonengesundheit

Bachman, M., Bloch, D., Gruber, Y. & al. «Bildungsgerechtigkeit: Bildungspolitisches Grundlagenpapier der Städteinitiative Bildung». Städteinitiative Bildung c/o Schul- und Sportdepartement der Stadt Zürich (Hrsg.), Zürich, 2016.

Grossenbacher, S. «Unterwegs zur geschlechtergerechten Schule: Massnahmen der Kantone zur Gleichstellung der Geschlechter im Bildungswesen». Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung (Hrgs.), Aarau 2006.

Schweizerisches Netzwerk Gesundheitsfördernder Schulen (Hrsg.) «Schulische Gesundheitsförderung und Chancengleichheit bezüglich sozialer Herkunft», Luzern, 2012.